Handballkreis Lenne-Sieg beschreitet neue Wege bei der Schiedsrichter-Betreuung

Neue Gespanne werden nun auch bei den Spielen betreut und gecoacht

von Meinolf Wagner 

Kreis Olpe. Wenn Handball gespielt wird ist immer etwas los - und mehr als sechzig Minuten. Mittendrin statt nur dabei sind die Schiedsrichter. Ohne die Frauen und Männer an der Pfeife geht es nun einmal nicht, ob im Handball, Fußball, Volleyball oder Basketball. Es ist nichts für Jedermann, sich ins Getümmel zu werfen, im Mittelpunkt von Diskussionen zu stehen oder auch noch beschimpft zu werden. Ein wichtiger Punkt, den der Handballkreis Lenne-Sieg erreichen möchte, ist die Förderung von guten und talentierten Schiedsrichtergespannen. Zu diesen besonders guten und talentierten Schiedsrichtern gehören Fabian Schell (Drolshagen) und Philipp Schürhoff (Olpe).SR Jungs

„Für mich ist es ganz klar, dass meine Zukunft als Handball-Schiedsrichter zu sehen ist“, sagt Philipp Schürhoff der zur Zeit noch beim Mittelrhein Oberligsten TV Bergneustadt spielt. „In der kommenden Spielzeit werde ich meine Spielerlaufbahn überdenken, ob es noch passt, denn als Schiedsrichter sehe ich meine Zukunft“. Ein ungewöhnlicher Schritt - zumal seine Spielerlaufbahn auch zu großen Hoffnungen als Torhüter Anlass gab. Seine ersten Sporen verdiente er sich als Mini-Fußballer der SpVg Olpe ehe er zum TV Olpe wechselte. Der Weg ging von 2008 bis 2010 aus der Kreisstadt zum TV Bergneustadt in die Verbandsliga wo er schon als A-Jugendlicher zum Einsatz kam. Der Weg führte über den TVE Netphen und TuS Fellinghausen bis dato wieder in den Gummersbacher Vorort. Es ist also auch ein Typ der Praxis. Er konnte aber auch nicht anders. Der Handball spielte in der Familie Schürhoff schon immer eine Rolle. „Mein Vater hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, Schiedsrichter zu werden“, erzählt Philipp Schürhoff. „Er konnte es, und beim Schiedsrichterlehrgang und den Prüfungen habe ich den letzten Kick bekommen“. Die Chemie mit seinem Gespannpartner Fabian Schell passt. Beide haben in der letzten Saison sechs überdurchschnittliche Benotungen von verschiedenen Beobachtern bekommen. Zur laufenden Saison haben sie in der Hinserie zwanzig Spielansetzungen bekommen. (Anmerkung ein Schiedrichter sollte in einer ganzen Spielzeit dreizehn Spiele leiten). Beim obligatorischen Regeltest – für alle Schiedsricher - vor der Saison waren Philipp Schürhoff und Fabian Schell die Besten im ganzen Bezirk Südwestfalen. Erste Beobachtungen in der bisherigen Saison zeigen eine nochmalige Verbesserung des Jungschiedsrichtergespanns. So hat das Duo bei seinem letzten Spiel, eine bisher im Kreis Lenne Sieg noch nicht erreichte hohe Punktzahl bekommen. Zusätzlich kommen die Nachwuchsschiedsrichter durch Ihre sympathische und charmante Art des Pfeifens auch bei den Trainern und Mannschaften sehr gut an. Klaus Krass ( HSG Lennestadt/Würdinghausen): „Die könnt Ihr mir jedes Mal schicken“ Der Drolshagener Trainer der Handball-Oberliga-Frauen Serkan Kahraman: „Die Beiden sind jetzt schon besser, als viele Schiedsrichter die wir zu Oberligaspielen im Einsatz haben.“ So ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann dieses Duo in höheren Klassen seine Einsätze hat.

Der Handballkreis Lenne-Sieg hat sich seit einiger Zeit Gedanken gemacht, dem Mangel an der Pfeife entgegen zu wirken. Spielerschiedsrichter ist das Zauberwort.
Joana Sartor langjährige Spielerin beim Handball-Oberligisten TuS 09 Drolshagen musste auf Grund einer schweren Knieverletzung ihre aktive Laufbahn beenden. Asdis Gudmundsdottir hatte zwecks Familienplanung eine Handballpause eingelegt und nun haben beide die Seiten gewechselt. Beide haben den Lehrgang zum Spielerschiedsrichter absolviert und sind auch entsprechend im Einsatz. So gab es am letzten Wochenende für beide die Doppelpack-Premiere. Vier Stunden Einsatz im Sportzentrum in Netphen. Zuerst waren sie im Vorspiel der zweiten Mannschaften zwischen TVE Netphen und der HSG Lennestadt/Würdinghausen im Einsatz. Anschließend im Spitzenspiel der Kreisliga A zwischen TVE Netphen 1 und HSG Lennestadt/Würdinghausen. „Wir haben unsere Linie und diese ziehen wir auch durch“ sagte Asdis Gudmundsdottir. „Wichtig ist auch, dass man das Spiel laufen lässt und auch mal die Ohren auf Durchzug stellt.“ Aber auch für Joana Sartor ist der Wechsel auf die andere Seite ungewohnt: „Man muss sich ganz schön konzentrieren, als Spieler hatte man es leichter. Die Kommunikation ist wichtig und man muss sich nicht unter Stress setzen lassen.“

SR Mädels

Natürlich kann man auch als Schiedsrichter durchstarten und Karriere machen. Aktuell machen Schiedsrichter häufig negative Schlagzeilen – unabhängig von der Sportart und ob Kreisklasse oder Bundesliga. Daher will der Handballkreis Lenne-Sieg neue Wege gehen. Im ersten Schritt wurde ein Ausschuss unter der Leitung von Harald Blümel (Schalksmühle) eingesetzt. Dieses Gremium aus erfahrenen und höherklassig pfeifenden Schiedsrichtern hat sich das Ziel gesetzt, gerade die neuen und jungen Kräfte zu coachen, fördern und zu schützen. Der Kreisvorstand, unter der Leitung von Klaus Krass (Lennestadt) hat auf seiner letzten Vorstandssitzung einen größeren Betrag für dieses „Jungschiedsrichter Programm“ freigegeben. Der Kreis möchte damit dem Verlust von bereits vorhandenen Schieris, die durch öffentliche Kritik oder unangemessenes Verhalten von Spielern und Zuschauern schnell die Lust am Pfeifen verlieren, verringern beziehungsweise verhindern. Das bedeutet, dass die Nachwuchskräfte schon vor dem Spiel beim Betreten der Halle eine Betreuung durch den „Schiedsrichter- Coach“ bekommen und unterstützt werden. Für diese Maßnahme wurde ein eigener Lehrgang in komprimierter Form entwickelt. Ein erfolgversprechender Weg. „Man kann so die Erfahrung weitergeben und dem Mangel an Schiedsrichtern etwas entgegen steuern. Es ist nur ein kleiner Beitrag, aber besser als wenn man die Hände in den Schoß legt,“ stellt Klaus Krass fest.

So wird man Schiedsrichter:

Wer Schiedsrichter werden will muss mindestens 16 Jahre alt sein. Lehrgänge werden von den Handballkreisen angeboten (In diesem Fall der Handballkreis Lenne-Sieg). Zwölf Doppelstunden gilt es zu absolvieren, um den Schiedsrichterschein zu erlangen. Dabei werden Praxis und Theorie gemischt. Es werden Regelfragen, Taktik in Videoform oder auch in der Sporthalle besprochen und diskutiert. Am Ende des Lehrganges steht eine Prüfung an mit 30 Fragen. Am Wochenende stehen die Lehrgänge auf dem Programm.